Erfolgreiche gehörlose und schwerhörige Menschen im Beruf

Arbeits- und Lebenswelten, Bildungsgeschichten und Personen

Inhaltsbereich

Ausgangslage

Gut ausgebildete Menschen mit einer Hörschädigung

Viele gehörlose und schwerhörige junge Menschen beenden jedes Jahr ihre Schulzeit mit dem Abitur, der fachgebundenen Hochschulreife, der Mittleren Reife oder einem guten Hauptschulabschluss. Je nach Abschluss meistern sie ein Studium an der Universität, an der Fachhochschule oder machen eine Ausbildung in einem qualifizierten Ausbildungsberuf.

In ihren jeweiligen Ausbildungen erfüllen sie die gleichen fachlichen Anforderungen wie nichtbehinderte junge Menschen und bestehen alle erforderlichen Prüfungen. Modifikationen, sofern sie erfolgen, betreffen ausschließlich den behinderungsbedingten Nachteilsausgleich.

Erhöhte Arbeitslosenquote trotz positiver Entwicklungen

Trotz erfolgreicher Schulabschlüsse und trotz aller Anstrengungen von Gesellschaft und Politik bestehen für gehörlose und schwerhörige Menschen nach wie vor Benachteiligungen und Erschwernisse im Feld von beruflicher Bildung, Beruf und Arbeit.

Vergleich: Arbeitslosenzahlen von Menschen mit und ohne Hörschädigung

Sekundäranalysen statistischer Daten zeigen, dass hörgeschädigte Menschen häufiger arbeitslos sind als nicht behinderte Menschen. Danach liegt die Arbeitslosenquote hörbehinderter Menschen bei 15% im Vergleich zu 7,1 % bei Menschen ohne Behinderung für das Jahr 2011.

Dieses Ungleichgewicht besteht, obgleich sich die Situation hörgeschädigter Menschen in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat. Grund hierfür sind zum einen die wissenschaftliche Forschung vor allem der Medizin, Psychologie, Pädagogik, Sprachwissenschaft und Hilfsmitteltechnik. Auf der anderen Seite begründet die Gesetzgebung wesentliche Voraussetzungen zur Teilhabe mit dem SGB IX im Jahr 2001, dem Gleichstellungsgesetz im Jahr 2002 und der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die BRD im Jahr 2009.

Sozialwissenschaftliche Forschung

Die bisherige sozialwissenschaftliche Forschung hat sich mit der Struktur der Berufsausbildung, der Didaktik der Berufsausbildung, der Beratung, dem Übergang von der Ausbildung in den Beruf oder der Situation am Arbeitsplatz und auch der Weiterbildung beschäftigt. Diese Arbeiten machen in vielfältiger Weise Defizite sichtbar.

Das Projekt EGSB geht den umgekehrten Weg, indem der Fokus gerichtet wird auf diejenigen Faktoren, die entscheidend zum beruflichen Erfolg von hörgeschädigten Menschen beitragen haben. Theoretischer Hintergrund sind Konzepte, die die Stärken und Kompetenzen von Menschen ins Zentrum stellen. Hierzu zählen zum Beispiel das Salutogenesekonzept, die Resilienzforschung oder der Empowermentansatz.

Zentrale Leitfragen im Projekt EGSB:

  • Welche Ereignisse in seiner Lebensgeschichte haben dazu beigetragen, dass ein Mensch mit Hörschädigung von sich sagt, er habe Erfolg in seinem Berufsleben?
  • Was sind Bedingungen dafür, dass ein schwerhöriger oder gehörloser Mensch Erfolg im Berufsleben hat? Gibt es solche überhaupt und wie lassen sie sich beschreiben?
  • Wie lassen sich Faktoren konkretisieren, sodass man die pädagogischen Konsequenzen, die sich aus ihnen ergeben, in verschiedenen Praxisfeldern (in der Familie, in der Schule etc.) möglichst früh gestalten und gezielt umsetzen kann?