Erfolgreiche gehörlose und schwerhörige Menschen im Beruf

Arbeits- und Lebenswelten, Bildungsgeschichten und Personen

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Empfehlungen für Institutionen
und Mitarbeiter im Bildungssystem

Unterstützung für Familien mit gehörlosen und schwerhörigen Kindern

Eltern von gehörlosen und schwerhörigen Kindern müssen von Anfang an darin unterstützt werden, dass sie sich mit der Hörbehinderung ihres Kindes auseinandersetzen und sich gleichzeitig möglichst schnell und umfassend dessen kommunikativen Bedürfnissen und Bildungsbedürfnissen zuwenden können!

Die Elternberatung sollte dabei methodenoffen und familienzentriert erfolgen; d.h., sie muss sich an den Bedürfnissen der Eltern wie des Kindes (und seiner Geschwister) orientieren und somit die Familie als Ganzes im Blick haben. Eine familienzentrierte Frühförderung schafft die Grundlage für die Entfaltung wichtiger kognitiver, sprachlicher und sozial-emotionaler Kompetenzen, die für das gesamte Leben von Bedeutung sind.

Eltern sollen besonders darin unterstützt werden, ihrem Kind ein „Angenommen-sein“ und Zutrauen in seine Fähigkeiten zu vermitteln. Kontakte zu anderen Familien mit gehörlosen/schwerhörigen Kindern sowie zu gehörlosen/schwerhörigen Gleichaltrigen wie auch zu erwachsenen Menschen mit einer Hörbehinderung unterstützt die Familie und fördert das gehörlose/schwerhörige Kind in der Entwicklung einer positiven Identität.

Schulische Bildung

Eine qualitativ hochwertige vorschulische und schulische Bildung sind wichtige Eckpfeiler auf dem Weg zu späteren beruflichen Erfolg! Die Bildungsangebote (in Regelschule wie in Förderzentren) müssen die besondere Wahrnehmungs- und Kommunikationssituation gehörloser und schwerhöriger Kinder berücksichtigen.

Die Bildungsangebote für gehörlose und schwerhörige Kinder sollten vor allem Kompetenzen wie Selbststeuerung, Problemlösekompetenz, Eigeninitiative, Selbstverantwortlichkeit und Selbstwirksamkeit fördern. Dabei ist eine Vielfalt von methodischen Ansätzen erforderlich, da nicht alle Kinder in gleichem Maße von einer Methode profitieren. Als besonders bedeutsam für den späteren Beruf hat sich eine möglichst gute Schriftsprachkompetenz erwiesen, entsprechend ist der frühe Einsatz von Schriftsprache elementar, um sich breite Wissensinhalte aneignen zu können. Ohne Lese- und Schriftsprachkompetenz ist kein wirtschaftlich abge­sicherter beruflicher Erfolg möglich.

Ein gutes Bildungsangebot mit hochwertigen Schulabschlüssen - vergleichbar dem für hörende Kinder - benötigt qualifiziertes pädagogisches Personal mit spezifischen Kompetenzen bezüglich der Bedürfnisse von gehörlosen und schwerhörigen Kindern. Gebraucht werden noch mehr gehörlose und schwerhörige Lehrkräfte an den Schulen, die als Rollenmodelle fungieren können.

Bildung im Erwachsenenalter

In der Berufsausbildung bzw. im Studium müssen bereits erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten stetig weiter ausgebaut werden.

Ein erfolgreicher Übergang von der Schule in den Beruf fängt mit einer qualifizierten Berufsberatung an, die die vielfältigen Möglichkeiten der Berufswahl für gehörlose und schwerhörige Menschen aufzeigt und sich an deren je individuellen Stärken ausrichtet. Gehörlose und schwerhörige Berufstätige sollten in den Beratungsprozess einbezogen werden, z.B. in Gesprächsrunden oder bei Internetportalen, auf denen sie ihre Berufe vorstellen.

Zur Erweiterung einer guten Schriftsprachkompetenz können Kursangebote hilfreich sein, in denen z.B. das Schreiben unterschiedlicher Textsorten oder auch das Arbeiten mit Fachtexten geübt wird.

Mentor/Mentee-Programme an Hochschulen wie an betrieblichen Ausbildungsorten können helfen, kommunikative Schwierigkeiten und Konfliktsituation schnell zu erkennen und zu bearbeiten. Gefördert werden sollte der Einbezug gehörloser und schwerhöriger Auszubildender bzw. Studierender als Mentoren.

Die verlässliche Gewährleistung technischer und personeller Unterstützung (beispielsweise im Rahmen eines persönlichen Budgets) ist die Basis dafür, dass gehörlose und schwerhörige Menschen eine reelle Chance auf eine umfassende Teilhabe aller Bereiche der beruflichen Bildung haben.

Dolmetscher/innen müssen eine gute Ausbildung erhalten mit der Möglichkeit der Weiterbildung und fachlicher Schwerpunktsetzung, z.B. zum Erwerb spezifischer Fachterminologien. Eine gesicherte wirtschaftliche Situation von Dolmetscherinnen und Dolmetschern (z.B. durch Festanstellungen) wäre hier sicher hilfreich.